Bio-Tiefkühlpionier Ökofrost feiert 25-jähriges Jubiläum

1996 trat Ökofrost an, um den Markt für Bio-Tiefkühlkost aufzubauen. Damals gab es kaum Tiefkühl- Produkte oder -Geräte in den Bio-Läden. Florian Gerull war Anfang zwanzig und entschied sich für Unternehmertum statt Studium. Heute führt Ökofrost drei eigene Tiefkühl-Marken. Das Gemeinwohl-Ökonomie-Unternehmen und seine Marken sind seit 2021 klimaneutral.

Soja-Eis und selbst kommissionieren – die Anfänge

1995 lernten die Berliner Studenten Florian Gerull und Boris Czizikowski einen US-Amerikaner kennen, der mit seinem Unternehmen „Ökofrost“ das Sojaeis „Tofutti“ nach Deutschland importierte. Sie unterstützten ihn bei Verkostungsaktionen, bei der Verteilung an Naturkostläden und beim Marketing. 1996 ging der Amerikaner zurück in seine Heimat. Gerull und Czizikowski entschieden mit damals Anfang zwanzig, Ökofrost zu übernehmen. „Ich fand, dass ich als Unternehmer mehr lernen kann als im Studium. Bio-affin war ich sowieso, denn meine Eltern waren Bio-Ladner in Berlin Spandau. Also legten wir ohne Eigenkapital los.“, erinnert sich Florian Gerull.

Ökofrost hat echte Pionierarbeit für das Bio-Tiefkühl-Segment geleistet. Anfangs gab es kaum Tiefgekühltes in Bio-Qualität. Florian Gerull hat Hersteller zur Entwicklung von Produkten angeregt und Tiefkühl-Geräte an die Bioläden vermittelt. Bio-Supermärkte entstanden gerade erst. Bei einigen der ersten Filialisten hat Ökofrost die TK-Abteilungen komplett ausgestattet. Zu Beginn wurde noch selbst kommissioniert und nur in Berlin ausgefahren, später dann auch deutschlandweit geliefert.

Vom Großhändler zum Marken-Inhaber: Biopolar, BioCool und Wildzeit

Die Erfahrung und das gesammelte Fachwissen des Bio-Tiefkühlpioniers mündeten 2006 in die erste eigene Ökofrost-Marke Biopolar. Es folgten 2010 BioCool und 2021 die Marke für nachhaltigen Wildfisch Wildzeit. Biopolar ist die Feinschmecker-Marke mit Spezialitäten, die größtenteils in familiengeführten Manufakturen hergestellt werden. Mit den Basis-Produkten von BioCool kann man sich den Alltag erleichtern, wenn es mal schnell gehen soll. Bei Wildzeit geht es darum, im offenen Meer gefangenen Wildfisch nach den aktuell nachhaltigsten Richtlinien mit Naturland Wildfisch Zertifizierung anzubieten.

Bis 2005 war Ökofrost reiner Spezial-Großhändler für Bio-Tiefkühlkost. Seit der Einführung von Biopolar liefert das Unternehmen als Hersteller Produkte an den Naturkost-Fachhandel und punktuell den LEH (80% NKF, 15% LEH). Aktuell bietet Ökofrost vier Wildfisch-Produkte unter Wildzeit an, 45 Artikel von Biopolar und 30 Produkte unter BioCool. Außerdem sind im Großhandels-Sortiment 15 Bio-Tiefkühl-Marken mit insgesamt 100 Tiefkühl-Produkten vertreten.

Konsolidierung, Transformation und New Work

Nach der Aufbau-Phase war Anfang der 2010-er Jahre Raum für neue Ideen und Wege. Einen neuen Weg schlug zunächst Boris Czizikowski ein: Nach einer Auszeit entschied er 2012, Ökofrost zu verlassen. Florian Gerull leitete einen Kulturwandel im Unternehmen ein. In einem gemeinsamen Prozess entwickelten alle

Mitarbeiter:innen die Werte und das Leitbild, an denen sich das Handeln und Wirtschaften künftig ausrichten sollte. Ein wichtiger Wert ist „Transparenz“, der an vielen Stellen zum Ausdruck kommt: Für die Ökofrost-Marke Biopolar wurde 2013 die Transparenz-Initiative „Das Ganze verstehen“ ins Leben gerufen. Dabei wird jedes Biopolar Produkt auf seine Licht- und Schatten-Seiten hin untersucht und die Ergebnisse online veröffentlicht. Die Hersteller werden mit Namen und Foto an ihrem authentischen Arbeitsplatz vorgestellt. Ein anderer Aspekt von Transparenz ist das gemeinsam erarbeitete Gehaltsmodell, das sogar im Internet veröffentlicht wird.

Die Unternehmensstruktur orientiert sich seit 2015 an dem holakratischen Organisations-Modell von Brian Robertson. Dabei arbeiten die Mitarbeiter:innen weitest gehend selbstorganisiert. Sie haben große Spielräume, um eigenständig Entscheidungen zu treffen und flexibel den Weg zu ihren Zielen zu ändern, wenn neue Umstände es erfordern. Home Office und Teilzeit-Arbeit sind gerne gesehen und Frauen werden aktiv gefördert und unterstützt. Um regelmäßig zu messen, wo Ökofrost bei der Umsetzung seiner Werte steht, erstellt das Unternehmen seit 2013 Gemeinwohl-Bilanzen. Ökofrost gehört zu den Gemeinwohl-Ökonomie-Pionieren, die seit den 2010-er Jahren die Bewegung von Christian Felber für ein anderes Wirtschaften vorantreiben.

Ökofrost heute und morgen

Aktuell beschäftigt Ökofrost 22 Mitarbeiter:innen (17 Frauen, 5 Männer), was 18 Vollzeit-Stellen entspricht. 2020 setzte das Unternehmen 11 Mio. € um.

Die Berliner:innen möchten das Bio-Tiefkühlsegment stetig weiter entwickeln und Bio-Tiefkühlkost für möglichst viele Menschen zugänglich machen, um sie von den zahlreichen Vorteilen dieses Sortiments profitieren zu lassen. Ein Herzensanliegen bleibt es, eine neue Wirtschafts-Ethik mit zu gestalten und zur gesunden Entwicklung von Mensch, Umwelt und Wirtschaft beizutragen. Dazu gehört, dass sowohl Ökofrost als Unternehmen als auch die Produkte von Biopolar, BioCool und Wildzeit seit 2021 durch Ausgleichszahlungen klimaneutral zertifiziert sind.